Windhoff Bahn- und Anlagentechnik GmbH

Klug kombiniert

Windhoff nutzt bei der Entwicklung von Schienenfahrzeugen die Vorteile der Kombination von Elektrotechnik und Fluidtechnik

Die Windhoff Bahn- und Anlagentechnik GmbH nutzt bei der Entwicklung von Schienenfahrzeugen die Vorteile der Kombination von Elektrotechnik und Fluidtechnik: Die CAx-Systeme von EPLAN für die beiden Gewerke sind perfekt aufeinander abgestimmt. So lassen sich z.B. elektropneumatische Bremssysteme mit geringerem Zeitaufwand und minimalem Fehlerrisiko konstruieren. Dabei greift Windhoff auf ein Modulsystem zurück, das ebenfalls die Konstruktion beschleunigt. Wer häufiger Zug fährt, wird die Schienenfahrzeuge der Windhoff Bahn- und Anlagentechnik GmbH in Rheine kennen, auch wenn er nicht in den Genuss kommt, mit einem solchen Gefährt unterwegs zu sein. Denn Windhoff – ein Unternehmen der Georgsmarienhütte-Gruppe – entwickelt und fertigt Schienenfahrzeuge für die Instandsetzung von Gleisanlagen und Oberleitungen, z.B. für das Schleifen von Schienen oder die Wartung sowie Sonderfahrzeuge wie Lösch- und Rettungszüge, Schienenfahrzeuge für den Cargo-Bereich oder Rangierlokomotiven. Ein weiterer Geschäftsbereich fertigt stationäre Anlagen für die Bahntechnik wie Hebebühnen, ein dritter hat sich auf Anlagen für die Industrietechnik spezialisiert. Die Schienenfahrzeuge von Windhoff sind weltweit gefragt – zur Zeit werden in Rheine z. B. Instandhaltungsfahrzeuge für eine niederländische Hochgeschwindigkeitsstrecke, Lösch- und Rettungszüge für die Schweizer Bahnen und Wartungsfahrzeuge für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke in Taiwan gefertigt.


Auftragsbezogene Fertigung – modulare Entwicklung

Die Fahrzeuge werden generell auftragsbezogen gefertigt und schon die unterschiedlichen Bestimmungen der einzelnen Bahngesellschaften verhindern, dass Windhoff dabei auf Entwicklungen „von der Stange“ zurückgreifen kann. Die rund 15 bis 20 Mitarbeiter in der Konstruktion haben also viel zu tun. Andreas Hellweg, Dipl.-Ing. Elektrotechnik bei Windhoff: „Um die Arbeit zu beschleunigen und die Qualität zu verbessern, haben wir vor einigen Jahren mit der Konzeption von Modulen begonnen, die nur noch an die individuellen Anforderungen angepasst werden müssen“.


Elektrotechnik und Fluidtechnik: Planung aus einem Guss

Im Zuge dessen hat man sich bei Windhoff für den Einsatz von fluidPLAN (jetzt EPLAN Fluid) entschieden: Dieses CAE-System erleichtert die Planung der Fluidtechnik ganz wesentlich und arbeitet zudem auf einer gemeinsamen Plattform mit EPLAN 5 (Neu: EPLAN Electric P8) für die Elektrokonstruktion. Verena Köster, technische Zeichnerin E-Technik im Geschäftsbereich Bahntechnik: „Unser Ziel war und ist die Modularisierung der Konstruktion nach Funktionen. Da ist eine möglichst enge Verbindung von Fluid- und Elektrotechnik sinnvoll, weil die fluidtechnischen Systeme in unseren Schienenfahrzeugen fast immer elektrisch angesteuert werden. Zudem ist die Vorgehensweise in der Konstruktion sehr ähnlich.“ Verena Köster kann das bestens beurteilen, weil sie ursprünglich ausschließlich in der Elektrokonstruktion tätig war und inzwischen zu 50% für die Fluidtechnik arbeitet.


Neue Vorgehensweise: Gewerke werden parallel statt nacheinander abgearbeitet

Während die Konstrukteure früher Zeichnungen aus möglichst ähnlichen Projekten als Grundlage nahmen und nach den individuellen Anforderungen variierten, können sie jetzt ein zunächst projektneutrales Grundmodul, also ein Vorlageprojekt, z.B. für die Funktion „Kran“ aufrufen. Dieses Modul enthält jeweils einen Baustein für die Fluid- und die Elektrotechnik. Die Bausteine werden parallel entwickelt, wobei im jeweils anderen Modul die relevanten Änderungen automatisch übernommen werden. Verena Köster: „Auf diese Weise können Elektro- und Fluidtechniker parallel an einem Projekt arbeiten: Das spart Entwicklungszeit.“ Für Windhoff ist das ein wichtiger Faktor, weil sowohl die Entwickler als auch die Fertigung bestens ausgelastet sind.


Gemeinsame Entwicklung fördert die Kommunikation

Dabei wird auch darauf geachtet, dass die Pläne für beide Gewerke identisch sind, bis hin zu den Seitenzahlen und zur Nummerierung der Komponenten. Aber nicht nur das: Es wird auch tatsächlich gemeinsam entwickelt – was zuvor in zwei Abteilungen stattfand, die auch räumlich getrennt waren, wird nun in enger Abstimmung erledigt, und das kommt auch dem Ergebnis zugute. Andreas Hellweg: „Die gemeinsame Entwicklung von Fluid- und Elektrotechnik führt schneller zum Ziel und fördert die modulare Entwicklung. Durch die Einführung von fluidPLAN wurde ein Umdenken und eine andere Arbeitsweise notwendig“.


Anfängliche Skepsis schnell überwunden

Das betraf die Konstruktion Fluidtechnik gleichermaßen wie die Fertigung, und für sie war die Implementierung sicherlich mit größerer Umstellung verbunden als für die Elektrotechniker. Aber sie haben die Vorteile der engen Verbindung mit der E-Technik schnell schätzen gelernt, zumal auch viele Zulieferer von Windhoff, z.B. der Hersteller der Ladekrane, ebenfalls mit fluidPLAN arbeiten: Das erleichtert die Arbeit. Und während es vorher – als die mechanische Konstruktion für die Hydraulik mitverantwortlich war – manchmal Abstimmungsprobleme zwischen Hydraulik und Elektrotechnik gab, wenn es z.B. um die Platzierung und den Anschluss von Komponenten ging, gehören diese Probleme jetzt der Vergangenheit an.

Alles in einem Plan

Aus diesen Gründen wurden bisher bei Windhoff alle aktuellen Projekte mit EPLAN 5.70 und fluidPLAN erstellt – und die Konstrukteure erwarten von der neuen EPLAN Plattform weitere Vorteile. Die Lizenzen sowohl für EPLAN Electric P8 als auch für EPLAN Fluid sind schon gekauft, aber mit der Implementierung startet man erst im April. August Teepe, IT-Leiter der Windhoff Bahn- und Anlagentechnik: „Bei uns sind die CAD-Systeme – einschließlich der mechanischen Konstruktion – über das EDM –System von keytech mit dem SAP-System verbunden. Wir haben somit einen durchgängigen Datenfluss von der ersten Konstruktionszeichnung über die Detailkonstruktion bis zu den kaufmännischen Disziplinen verwirklicht: So generiert keytech z.B. automatisch Stücklisten im SAP-System, die der Einkauf als Bedarf direkt für die Bestellungen übernimmt.“ Da der Anbieter des EDM-Systems erst Anfang des Jahres die Schnittstelle für das neue EPLAN Electric P8 fertig gestellt hat, wartete man diese erst ab und implementiert in Kürze direkt auch die Verknüpfung zu SAP, um den durchgängigen Datenfluss aufrechtzuerhalten.


Fluid-Software für Druckluft, Hydrauliköl und Wasser

Die Windhoff-Konstrukteure nutzen fluidPLAN ebenfalls für die Pneumatik-Konstruktion. Zu den pneumatischen Komponenten der Schienenfahrzeuge gehören u.a. die Betätigung der Stromabnehmer, die Bremse und die Signalisierung sowie weitere Ansteuerungen. Darüber hinaus wird die Software auch für die Konstruktion der Ölhydraulik verwendet sowie z.B. für die Wasserversorgung der Schleifanlagen für die Schienen.


Zugsicherungssysteme / Bremssysteme: Enge Verbindung der Disziplinen

Ein besonders entwicklungsintensiver Bereich sind die sehr komplexen Zugsicherungssysteme, die sich je nach Nation und Bahngesellschaft unterscheiden. Die Dokumentation eines Systems/ Schienefahrzeugs umfasst mitunter mehrere Hundert Seiten Elektrotechnik und jeweils etliche Seiten Pneumatik sowie Hydraulik. Auch das dokumentiert die enge Verknüpfung von Elektrotechnik und Fluidtechnik, die Windhoff nun auch auf der Konstruktionsebene realisiert hat. Dasselbe gilt für das Bremsmodul, das die Konstrukteure selbst entwickelt haben: Hier sind alle pneumatischen und elektrischen Komponenten auf einem kompaktem Modul zusammengefasst.


Viele Erleichterungen bei der täglichen Arbeit

Bei Windhoff sieht man aber noch weitere Vorteile im Einsatz von fluidPLAN bzw. künftig EPLAN Fluid. Verena Köster: „Die CAx-Verbindung von Elektro- und Fluidtechnik passt gut zur neuen Betriebsmittelnorm EN 61346, die die Betriebsmittelkennzeichnungen einheitlich und gewerkeübergreifend nach Funktionen ordnet. Darüber hinaus spart die direkte Anbindung an Datenbanken, wie z.B. den Online-Katalogen, viel Zeit.“ Sensorikkomponenten wie Temperaturfühler im Hydrauliktank oder Drucksensoren in den Leitungen lassen sich ebenfalls leichter in die Konstruktion einbinden, weil sie sowohl fluid- als auch elektrotechnisch in das Modul eingebunden werden müssen. Die Daten, die die Sensoren liefern, werden dann in der SPS des jeweiligen Systems weiter verarbeitet. Und für feststehende Kombinationen, wie sie z.B. bei Proportionalventilen und ihrer Betätigung auftreten, haben die technischen Zeichner Makros gespeichert, die sie per Mausklick aufrufen.


Eine logische Verbindung

Somit wirkt sich die Verbindung von Elektro- und Fluidtechnik aus vielen Gründen sehr vorteilhaft auf die Konstruktion aus – bei Windhoff registriert man sowohl effizientere Abläufe als auch weniger Inkonsistenzen zwischen den einzelnen Gewerken. Diese Vorteile werden nochmals deutlicher, wenn im April die neue EPLAN Plattform installiert wird: Dann nutzen beide Gewerke exakt dieselbe Datengrundlage und bilden, einfach gesagt, jeweils einen anderen Aspekt der Gesamtkonstruktion ab.