Hörburger AG

Konfigurieren statt konstruieren

Die Hörburger AG nutzt für die Planung von Anlagen für die Gebäudeautomation ein Engineering-Werkzeug, das die automatische Generierung projektspezifischer technischer Dokumente erlaubt.

Die Hörburger AG nutzt für die Planung von Anlagen für die Gebäudeautomation ein Engineering-Werkzeug, das die automatische Generierung projektspezifischer technischer Dokumente erlaubt. Die Grundlagen der Planungsdaten für die Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sind im System hinterlegt, und der Konstrukteur kann die Anlage mit Hilfe eines Konfigurators ganz einfach planen. So spart Hörburger Zeit, bleibt flexibler in der Planung und erhöht auch die Qualität über den gesamten Prozess. Mit rund 150 Mitarbeitern zählt die Hörburger AG mit Hauptsitz in Waltenhofen bei Kempten zu den führenden Systemhäusern für Gebäudeautomation. Ursprünglich, in 1974 von Kurt Hörburger als Planungsbüro für Elektrotechnik gegründet, erweiterte das Unternehmen zunächst sein Portfolio um den Schaltschrankbau. Heute bietet Hörburger seinen Kunden ein umfassendes Engineering- und Dienstleistungs-Portfolio, zu dem auch die Fernwartung der installierten Anlagen per Web-Zugriff gehört. Anspruchsvolle Projekte gehören zum Tagesgeschäft von Hörburger. Das beweisen Referenzobjekte wie große Banken oder Einzelhandelsfilialen, die europaweit betreut werden. Auch die immer höheren Energiestandards, die heutige Gebäude erfüllen müssen, bringen zusätzliche Komplexität in die Gebäudeautomation ein.


Früher Einstieg in die Automatisierung

Schon vor mehreren Jahren beschäftigt sich Hörburger intensiv mit der Frage, wie man die Planung anspruchsvoller Gebäudetechnik automatisieren kann. Detlef Krist, Mitglied des Vorstands der Hörburger AG: „Wir haben z.B. eine Diplomarbeit vergeben, die die Möglichkeiten der Automatisierung untersuchte. Die Ergebnisse waren aber nicht zufriedenstellend, weil die CAD-Tools noch nicht darauf ausgerichtet waren. Bis EPLAN Electric P8 vorgestellt wurde, gab es eigentlich nur reine Zeichenprogramme, die eine sinnvolle Automatisierung nicht zuließen.“


Neuer Ansatz mit P8 und EEC

Die Einführung von EPLAN Electric P8 ermöglichte also einen neuen Ansatz zur Vereinfachung der Prozesse, zumal sich hier auch die Implementierung des „EPLAN Engineering Centers“ anbot. Deshalb wurde beschlossen, beide Schritte gleichzeitig zu gehen. Das EEC erlaubt den Aufbau eines „Konstruktionsbaukastens“, bei dem die Daten der einzelnen Bausteine oder Module gewerkeübergreifend hinterlegt sind. Das heißt z.B.: Wenn der Konstrukteur ein Modul auswählt, werden sowohl die Abmessungen und Anschlussmaße (M-CAD) als auch die E-CAD-Daten in die Konstruktion aufgenommen. Die Granulierung der Module – d.h. ob kleine Einzelbauteile die Grundlage des EEC bilden oder größere Baugruppen –, entscheidet der Anwender selbst. In jedem Fall erleichtert er sich die Arbeit, weil mit der Integration des jeweiligen Moduls zahlreiche Detaildaten – einschließlich der Verknüpfung des Moduls mit anderen Konstruktionselementen – in die Zeichnung übernommen werden. Hörburger startete das sorgfältig vorbereitete Projekt 2007 mit der Einstellung von Andreas Rusch, der direkt von der FH kam. Detlef Krist: „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, einem neuen Mitarbeiter die Implementierung von P8 und EEC zu übertragen, der unvoreingenommen an die Sache herangeht.“


Eigenentwicklung: Funktional orientierter „Konfigurator“

Nach und nach wurde ein individueller Engineering-Baukasten erstellt, der exakt an die Anforderungen der Hörburger-Konstrukteure angepasst war. EPLAN unterstützte Hörburger in dieser Zeit mit Training und Consulting vor Ort. Das Ergebnis seiner Arbeit erleichtert den Kollegen in der Konstruktion die Arbeit ganz erheblich: Sie orientieren sich an den Funktionen des jeweiligen Projektes und wählen im Konfigurator einfach die jeweiligen Komponenten wie Pumpe, Lüfter, Temperaturfühler, Controller und I/O-Module. Andreas Rusch: „Für sämtliche Produkte sind Makros mit allen relevanten Daten hinterlegt, und die Optionen, die im nächsten Schritt erfragt werden, sind jeweils individuell festgelegt. Wenn sich der Konstrukteur z.B. für eine Pumpe vom Typ X entscheidet, wird er nach den Regelungsarten gefragt, die exakt für diesen Pumpentyp möglich sind.“


Neue Prozesse sparen bis zu 60% Zeit

Auf der Basis der Optionen, die der Konstrukteur im Konfigurator anklickt, werden nicht nur die Schaltpläne automatisch erstellt, sondern auch die MSR-Anlagenschemata für Heizung und Lüftung. Das hat zunächst einmal zur Folge, dass die Pläne und Listen immer einheitlich aussehen. Auch die Benennung und die Farben der Kabel folgen nun einheitlichen Vorgaben. Das ist z.B. ein Vorteil, für die Vorortarbeiten des Montageteams. Noch wichtiger aber ist der Aspekt der höheren Flexibilität. Christian Hörburger: „Wir können mit der Planung schon anfangen, bevor alle Details feststehen. Dies führt zu einer Zeiteinsparung in der Elektro- und MSR-Planung von bis zu 60%.“ Zudem kann das Unternehmen problemlos umplanen und z.B. Lieferanten wechseln, wenn der Kunde es wünscht, oder andere Änderungen vornehmen: Das EEC erstellt dann automatisch die geänderten Dokumente. Neben den Schaltplänen wird z.B. auch die Datenpunktliste selbsttätig an die vorgenommenen Änderungen angepasst.


Mehr als 1000 Projekte mit dem EEC

Die Planungsdaten werden per CAM direkt an die Perforex-Anlage für die Blechbearbeitung übergeben; auch die Kabelbeschriftung erfolgt automatisch aus EPLAN Electric P8 heraus. Somit hat Hörburger auch einen wichtigen Schritt von der Planung in die Fertigung automatisiert. Seit der Implementierung haben die Konstrukteure von Hörburger mehr als 1000 Projekte mit EPLAN Electric P8 und EEC abgearbeitet, und die Erfahrungen sind rundum positiv. Christian Hörburger: „Natürlich waren einige Mitarbeiter anfangs skeptisch, aber nun sind alle überzeugt, zumal wir die interne Organisation den neuen Prozessen und Systemen angepasst haben. Die Engineering-Werkzeuge sind einfach aufgebaut und vielseitig verwendbar. Die Qualität der Planung ist eindeutig besser, die Fehlerquote geringer.“


Selbst erstellte Zusatzfunktionen

Die Makros des EEC hat Hörburger komplett selbst entwickelt, ebenso die Grundstruktur und die Feinheiten des Konfigurators. Zu den individuellen Besonderheiten des Systems gehören einige Zusatzfunktionen. Andreas Rusch: „Für jedes Projekt werden jeweils interne und öffentliche Notizen festgehalten. Dazu gehören z.B. Memos von Kundenbesprechungen. Auf diese Weise wird es für die Konstrukteure einfacher, sich z.B. bei einer Urlaubsvertretung in das Projekt einzuarbeiten.“ Die Notizen kann man als Excel-Datei ausdrucken und z.B. dem Projektleiter als Fragenkatalog an die Hand geben.


Der nächste Schritt: 3D-Schaltschrankbau mit Pro Panel

Beim Aufbau der Schaltschränke, der für alle Engineering-Standorte zentral in Waltenhofen erfolgt, gibt es derzeit noch keine Vereinheitlichung. Das wird sich in Kürze ändern, wenn Hörburger von EPLAN Cabinet auf das neue EPLAN Pro Panel Professional migriert. Dann legt das CAE-System auch die Platzierung der Bauteile im Schaltschrank fest, und das EEC wird die Aufbaupläne automatisch generieren. Mit diesem Schritt wird die vollständige Automatisierung des Engineerings realisiert. Das Bauprinzip, das man dabei anstrebt, ist der modulare Schaltschrank: ein Ziel, das schon Unternehmensgründer Kurt Hörburger in den 1970er Jahren anstrebte. Jetzt, mit den modernen Engineering-Tools, wird es erreichbar. Standardmäßig setzt Hörburger Schaltschränke der TS-Reihe von Rittal ein – das Unternehmen erzielt damit auch im Engineering ein Plus an Durchgängigkeit. RiCAD 3D Daten von Rittal erleichtern die Konstruktion und über das EPLAN Data Portal ist auch der Konfigurator „Rittal Therm“ gekoppelt. Direkt im Portal lässt sich komfortabel die Gesamtverlustleistung der projektierten Geräte ermitteln und ins EPLAN Projekt übernehmen. Der Workflow von Konstruktion bis Fertigung wird damit durchgängig unterstützt.