In die richtige Richtung
K&E sprach mit Thomas Michels, Leiter Produktmanagement, über EPLAN Experience
Den Weg zu mehr Effizienz beschreiten ist für viele Firmen der Königsweg bei der Bewältigung der immer größer werdenden Herausforderungen an die Steuerungstechnik, mit der sich die Unternehmen im Alltag konfrontiert sehen. Für Kunden der Firma EPLAN, Spezialist für Software- und Servicelösungen im CAE-Bereich, ist mit dem Launch von EPLAN Experience ein großer Schritt in die richtige Richtung getan. K&E sprach mit Thomas Michels, Leiter Produktmanagement.
Herr Michels, auf der SPS IPC Drives hat EPLAN mit EPLAN Experience ein wissensbasiertes und internationales Programm gelauncht, das in erster Linie die Effizienz im Engineering optimieren kann – wie lange hat es gedauert, die Idee zu diesem Programm zu einem erfolgreichen Launch im November 2014 zu bringen?
Thomas Michels: Wir haben gut ein Jahr intensiv daran gearbeitet. Der Ursprung, also die Notwendigkeit eines solchen Programms, hat viele Quellen. Im Trainingsbereich fällt häufig die reine Fokussierung auf Basisschulungen auf, ohne dass die Kunden kontinuierliche, auch tiefergehende Schulungsangebote nutzen. Damit bleiben manche Anwender auf einem gewissen Level stehen, die Software jedoch entwickelt sich permanent und rasant weiter. Ganz besonders die Integrationsthemen machen hier einen deutlichen Anteil aus und sind zugleich – gerade auch im Hinblick auf Themen wie Mechatronik und Industrie 4.0 - heutzutage entscheidend. Damit verbunden ist Datendurchgängigkeit heute DAS Thema, um auch Automatisierung und Standardisierung umzusetzen. Themen, die EPLAN insbesondere in Consulting-Dienstleistungen adressiert, wo sich ein weiterer Schwerpunkt dieses Strategieprogramms befindet. Wir haben erkannt, dass es ein ganzheitliches, global einheitliches Programm sein muss und uns entschieden, das Team zur Erarbeitung international zu besetzen. EPLAN Experience wurde initial in englischer Sprache erarbeitet und erst im zweiten Schritt in Deutsch und andere Sprachen adaptiert. Das Team bestand aus Mitarbeitern im Bereich Training, Consulting, Support, Vertrieb, Produktmanagement und Marketing, und die Kollegen kommen aus diversen Ländern der Welt. So sind die speziellen Marktanforderungen unterschiedlicher Länder direkt bei der Entstehung des Programms berücksichtigt. Nach der inhaltlichen Ausarbeitung haben wir das Programm in einem – man kann schon sagen „Kraftakt“ auch international und zu einem fest definierten Stichtag ausgerollt.
EPLAN Experience ist ein höchst modulares Konzept, dass sich quasi für jedes Unternehmen -unabhängig von Größe, Standort oder Branche – eignet und eine Effizienzsteigerung ermöglicht. Kann man das so stehen lassen und wie ist es EPLAN gelungen, eine solche Methode, weil als reine Software kann man EPLAN Experience dann ja nicht bezeichnen, zu entwickeln?
Thomas Michels: Ja – das ist richtig, da die ureigene Idee war, das Konzept auf die breite Anwenderschaft anzupassen. Deshalb musste das Konzept auch in jede Branche und auf jede Firmengröße passen. Implementierungskapazitäten von Unternehmen sind dabei flexibel wählbar – ebenso der Einstiegspunkt. Wie ist uns das nun gelungen? Wir haben überlegt, wie idealerweise die ganzheitliche Implementierung einer Engineering-Lösung verläuft. Hier greifen wir auf Erfahrungen zurück, die wir in zahlreichen Projekten über viele Jahre gesammelt haben. Schließlich ist die Praxis immer der beste „Trainer“, um etwas passend für den Markt zu entwickeln. Es ist in der Tat so, dass sich das Konzept bzw. deren einzelne Module sowohl auf methodische wie auch auf Softwarethemen beziehen. So gibt es auch explizit Handlungsfelder, die sich rein auf die Produktstrukturierung des Kunden beziehen – in diesem Sinne ohne direkten Bezug zur EPLAN Anwendung.
EPLAN Experience basiert auf 8 unterschiedlichen Handlungsfeldern, die alle ihre spezifischen Vorteile bilden – wieso gerade 8 Handlungsfelder und welche sind die wichtigsten?
Thomas Michels: Diese acht Handlungsfelder haben sich – wie vorhin angerissen – aus typischen Arbeitsschritten einer klassischen Implementierung ergeben. Zunächst haben wir uns auf Normen & Standards sowie Konstruktionsmethoden als Kernthemen im operativen Engineering fokussiert. Dabei bilden die Normen & Standards das externe Rahmenwerk, weil es Vorschriften sind, an die sich Unternehmen halten müssen. Im Bereich Konstruktionsmethoden beraten wir den Kunden in der exakt für ihn passenden Arbeitsweise – angelehnt an diese Normen und Standards. Das erste Feedback von Kunden zeigt uns, dass wir gerade mit diesen Themen die dringendsten Fragen adressieren. Kunden fragen sich: Welche Normen sind in meiner Aufgabenstellung relevant? Wie setze ich diese Vorgaben in meinem Prozess um? Hier geben wir Hilfestellung – und zwar individuell im Blick auf den jeweiligen Unternehmensprozess. Eines der nächsten beiden Handlungsfelder, die wir jetzt weiter ausbauen, ist das Thema Produktstrukturierung. Im Rahmen dieses Handlungsfeldes – anhand einer vorgezeichneten Methode – leiten wir den Kunden in der Strukturierung seiner Maschinen und Systeme zu einer übersichtlichen Produkt- und Technologiestruktur als Grundlage für den Einsatz von innovativen Engineering-Methoden und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Nahtlos ergänzt durch das Handlungsfeld Plattform Setup, das als reines Software-Thema unseren Kunden in der direkten EPLAN Anwendung unterstützt – Stichwort ideale Programmkonfiguration für die individuelle Arbeitsumgebung.
Man liest immer wieder, dass die IT-Welt im Wandel ist und sich dadurch immer größere Herausforderungen für das Engineering ergeben – ist EPLAN Experience die Antwort auf diese Herausforderung und wie wichtig sind in diesem Zusammenhang flexible Arbeitsprozesse?
Thomas Michels: In der Tat ergeben sich immer komplexere Aufgabenstellungen unter den Aspekten Time to Market, Kostendruck, Know-how-Transparenz, globales Engineering. Umso wichtiger ist es, die sich daraus ergebenden Aufgabenstellungen in definierte Handlungsfelder zu gliedern, um hier Transparenz zu schaffen. Über die Handlungsfelder kann man diese Aufgabenstellungen schrittweise abarbeiten – beginnend mit dem für meine eigenen Bedürfnisse dringendsten Handlungsfeld. Beispiel: Wenn ich aktuell gültige Normen wie die IEC 81346 umsetzen muss, ist für mich zu klären, ob ich direkt beim Aufsetzen des richtigen Engineering-Prozesses auch Standardisierungsmöglichkeiten von vornherein einplane. Das ist ein komplett anderes Denken, als ein Projekt klassisch sequenziell abzuarbeiten – also viel flexibler und parallelisiert.
Methodisches und vor allem schrittweises Vorgehen sind, so sind sich die meisten Experten einig, der Schlüssel für Engineering-Effizienz und Designoptimierung – mit den 8 Handlungsfeldern von EPLAN Experience wird ja gerade das ermöglicht. Heißt das im Umkehrschluss, dass ich als Kunde immer alle 8 Handlungsfelder bearbeiten muss und welche Effizienzsteigerungen sind überhaupt möglich…
Thomas Michels: Nein – jedes Handlungsfeld für sich bietet entscheidendes Optimierungspotenzial – aber nicht jedes ist für jedes Unternehmen gleichermaßen von Bedeutung. Ein Beispiel: Bei einer IT-Integration zählen für ein Großunternehmen Themen wie Lizenzmanagement, globaler Rollout oder Updateprozess etc. – ein kleinerer Kunde braucht ggfs. nur eine Kerninstallation und ein kompaktes Datensicherungskonzept. Also die Anforderungen sind durchaus unterschiedlich. Im Dialog mit dem Kunden definieren die anzugehenden Handlungsfelder. Was die Effizienzsteigerungen angeht, so sind sie so unterschiedlich wie die Kunden selbst. Nehmen wir einfach das Beispiel Konfiguration als neue Konstruktionsmethode, hier liegen Potenziale, die von 20 % bis zu 80 % Zeiteinsparung beinhalten können.
…und können Sie kurz zusammenfassen, wie die einzelnen Handlungsfelder ineinandergreifen und wie diese miteinander verknüpft sind?
Thomas Michels: Ich möchte hier wieder ein Beispiel geben: Ein kommendes Handlungsfeld ist das Thema Prozessintegration – die tiefe lntegration des Konstruktionsprozesses in ERP und PDM greift dann besonders nachhaltig, wenn im Rahmen von Standardisierung und Produktstrukturierung ganzheitliche Grundlagen im Engineering-Prozess gelegt sind. Dann lassen sich die Optimierungspotenziale auch interdisziplinär nachhaltig erschließen.
EPLAN Experience verspricht spezifische, klare Wettbewerbsvorteile, beispielsweise ein strategisches Innovations-Management auf Basis einer leistungsfähigen Besser ist Engineering-Umgebung, kürzere Markteinführungszeiten, ein optimales Ressourcenmanagement und eine gesteigerte internationale Wettbewerbsfähigkeit – mit welchem Aufwand sind diese für Ihre Kunden erreichbar?
Thomas Michels: Offen gesprochen ist das sehr schwer, konkrete Aufwände zu beziffern. Schließlich ist die Ausgangssitutation und damit verbunden die Aufwände je Kunde unterschiedlich. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass man durchaus ein paar Monate investieren muss, um nachhaltige Veränderungen im Prozess zu erreichen. Auch auf diesem Wege gibt es durch kompaktere, überschaubare Aufgaben-Pakete gibt es erste Effekte - das Programm ist so ausgelegt, dass auch in Zwischenstufen Erfolge sichtbar werden. Unsere Erfahrung im Beratungsgeschäft zeigt: Prozessveränderungen erzielt am besten über einzelne Schritte, die sich direkt motivierend auswirken. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Frage nach dem Erfolg: Kritisches Hinterfragen der Prozesse und Offenheit für Veränderung. Auf jeden Fall muss der Veränderungsprozess vom Management eines Unternehmens wie auch im Engineering-Team selbst mitgetragen und idealerweise gelebt werden.
Die einzelnen Handlungsfelder unterliegen ja jedes für sich einer gewissen Dynamik und entwickeln sich auch entsprechend weiter – Stillstand ist ja bekanntlich Rückschritt. Wie kommen die neuen Erkenntnisse zum Kunden und welchen „Pflegeaufwand“ hat dieser?
Thomas Michels: Aufbauend auf unseren acht Handlungsfeldern haben wir im Programm selbst – neben der direkten oder bilaterialen Ansprache des Kunden – zahlreiche weitere Kommunikationskanäle, über die wir unsere Kunden permanent auf dem aktuellen Stand halten. Das sind Webcasts zu den Handlungsfeldern, Veranstaltungen wie Efficiency Days, individuelle Trainingsmaßnahmen, insbesondere die Zertifizierung zum EPLAN Certified Engineer (ein mehrstufiges Zertifizierungskonzept). Wir haben uns zudem auf die Fahne geschrieben, dass die Erfahrungen unserer Kunden mit EPLAN Experience direkt zurückfließen – per Microsite unter www.eplanexperience.de
Seit dem Launch im November ist nun knapp ein halbes Jahr vergangen. Können Sie uns abschließend ein kurzes Feedback Ihrer Kunden verraten?
Thomas Michels: Durchweg positiv wäre fast zu lapidar ausgedrückt – die meisten unserer Kunden sind begeistert und dieses Feedback erreicht uns auf unterschiedlichen Wegen. Auch das Management-Level zeigt sich sehr interessiert im direkten Kundengespräch – auf eigenen Veranstaltungen wie den Efficiency Days oder auch mit unseren Experten-Dialogen haben wir sehr positives Feedback erhalten und die Bestätigung, dass wir die richtige Themenauswahl getroffen haben. Dort geben wir klassisch erste wichtige Anhaltspunkte und Einstiegsmöglichkeiten ins Programm und bieten ein Diskussionsforum. Auch unsere Trainingsakademie verzeichnet wachsenden Zulauf an Trainings – insbesondere im Zertifizierungs-Bereich. Das große Interesse, auch global, ermutigt uns, die kommenden Handlungsfelder jetzt sukzessive auszubauen, denn auch für uns ist dieses Projekt eines mit Zukunft – und für die Zukunft. Erschienen in Konstruktion & Entwicklung, Ausgabe 4/15Autor: Tim Bartl