Kabelkonfektionierung – durchgängig und automatisiert
Elektronik Schwab nutzt EPLAN Plattform als Automatisierungs-Tool
Kabelkonfektionierung für den Schaltschrankbau ist „Kleinarbeit“ in sehr geringen Losgrößen. Wie sie sich dennoch automatisieren lässt und welche Vorteile dies bietet, hat die Elektronik Schwab GmbH in Krakow am See praxisgerecht erprobt. Schon die Angebote werden automatisiert erstellt, und ein moderner Maschinenpark übernimmt Aufgaben wie Konfektionieren, Zuschneiden, Abisolieren, Crimpen, Verzinnen und Direktbedrucken. Für die Durchgängigkeit der Daten sorgt die EPLAN Plattform, insbesondere die Module für das Wiring und die 3D-Schaltschrankplanung.
Wer „Hotspots“ für die Schaltschrankfertigung und Kabelkonfektionierung nach den Grundsätzen von Industrie 4.0 aufspüren will, wird die Suche vermutlich nicht an der Mecklenburgischen Seenplatte beginnen. Aber es gehört auch zu den Grundsätzen der digitalisierten Produktion, dass sich modernste Fertigungsprinzipien jenseits der Industriezentren entwickeln können. Das beweist die Elektronik-Schwab GmbH in Krakow am See, rund 70 km östlich von Schwerin. Das 1996 gegründete Unternehmen begann mit der Leiterplattenfertigung im Kundenauftrag, erweiterte dann sukzessive sein Aufgabenspektrum und gilt heute als Spezialist für anspruchsvolle Aufgaben in der Kabelkonfektionierung und im Schaltschrankbau. In beiden Geschäftsfeldern arbeitet das Unternehmen, das aktuell 68 Mitarbeiter beschäftigt, für Kunden, die mehrheitlich aus High-Tech-Branchen wie der Medizintechnik, der Automobilindustrie, der Windenergietechnik und dem Nahrungsmittelmaschinenbau stammen.
Schaltschrankbau: Kleine Serien für hohe Ansprüche
Die Abteilung Schaltschrankbau hat erst kürzlich eine neue Halle bezogen. Vertriebsleiter Reiko Schmecht: „Wir produzieren im Kundenauftrag zumeist kleinere Serien von Schaltschränken. Entweder liefern die Kunden schon EPLAN Daten oder wir bereiten die Daten zunächst mit Pro Panel auf, um Schaltschränke in einheitlicher Qualität zu fertigen.“ Einen weiteren Vorteil der Arbeit mit EPLAN Pro Panel sieht man darin, dass die umfassenden Kontrollfunktionen der 3D-Schaltschrankplanung spätere Korrekturen unnötig machen: So wie der Schaltschrank geplant wurde, wird er auch gebaut. Christian Schwass, Abteilungsleiter Konstruktion und Schaltschrankbau: „Außerdem sparen wir durch die sehr exakte Planung Zeit und können unsere Mitarbeiter effizient einsetzen. Die beschrifteten Leitungen geben dem Monteur so exakte Hinweise zur Verdrahtung, dass wir für viele Aufgaben unterwiesenes Personal einsetzen können. Das Fachpersonal steht dann für andere Tätigkeiten zur Verfügung.“
Vollautomatische Fertigung von Verdrahtungssätzen
Die Leitungssätze, die dem Schaltschrankbau zugeliefert werden, sind mustergültig beschriftet und zu 100% geprüft. Reiko Schmecht: „In diesem Geschäftsfeld haben wir viele externe Kunden – und wir haben in den vergangenen Jahren erheblich in die Automatisierung investiert.“ Das Ergebnis ist beim Gang durch die Fertigung nicht zu übersehen. Eine Komax Zeta-Anlage konfektioniert vollautomatisch Leitungen und wechselt dabei zwischen 36 Leitungstypen und sechs Arten von Aderendhülsen. Weitere Anlagen übernehmen – ebenfalls vollautomatisch – Prozessschritte wie Zuschneiden, Abisolieren, Crimpen, Verzinnen und das Direktbedrucken der Leitungen.
Ausgewogener „Mix“ von Handarbeit und Automation
Diese anspruchsvolle Dienstleistung ist gefragt, zumal Schwab einige Spezialitäten beherrscht wie zum Beispiel die Verarbeitung von Miniaturkabeln bis herab zu AWG 36-Litzen mit einem Querschnitt von 0,02. Diese Kabel kommen in Anwendungen der Sensorik zum Einsatz, und sie werden genau wie alle anderen Leitungssätze zu 100% geprüft. Darüber hinaus stehen in jedem Aufgabenbereich, zum Beispiel beim Löten und Verzinnen, auch manuelle Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen qualifizierte Mitarbeiter Feinstarbeit leisten. Auch Sonderkontakte z.B. aus dem Harting-Programm werden am Halbautomaten mit gleichbleibend hoher Qualität verpresst.
Investitionen, die sich bezahlt machen
In den vergangenen Jahren hat Elektronik-Schwab erhebliche Investitionen in die automatisierte Kabelkonfektionierung und Schaltschrankverdrahtung getätigt und war auch erfolgreich darin, die Grundauslastung der neuen Anlagen sicherzustellen. Reiko Schmecht: „Die Anlagen müssen mindestens im Zweischichtbetrieb ausgelastet sein, und das sind sie auch.“. Das zeigt: Die Dienstleistung einer automatisierten externen Kabelkonfektionierung ist in der Industrie gefragt – sofern der Preis „stimmt“ und eine geeignete Kommunikations- und Automationsplattform vorhanden ist. Ersteres wird eben durch die Automatisierung gewährleistet, und letzteres ist durch die EPLAN Plattform gegeben, die bei Elektronik-Schwab sehr tief in den Prozessen verankert ist.
Durchgängige Daten – von der Anfrage über die Kalkulation bis zur Maschine
Die Durchgängigkeit der Datenbasis beginnt schon bei der Anfrage. Reiko Schmecht: „Auf unserer Homepage bieten wir eine Excel-Liste, die als Anfrageformular für die Litzenproduktion genutzt werden kann.“ Aus der Excel-Liste generiert Schwab automatisch ein Angebot und berücksichtigt dabei sowohl die Preise für Einkaufteile, die aus dem Warenwirtschaftssystem entnommen werden, als auch die Mengenermittlung sowie die Zeiten für Fertigung, Prüfung, Verpackung und Versand. Bei Auftragserteilung werden die Projektdaten in ein EPLAN Makro umgewandelt, das direkt von den Voll- und Halbautomaten verwendet werden kann und das sämtliche leitungsbezogenen Daten wie Farbe, Querschnitte und Kennzeichnung enthält. Diese Makros können von den Komax-Maschinen verarbeitet werden.
Kabelkonfektionierung 4.0: Ein Netzwerk für alle Maschinen
Mit diesem Workflow hat sich Schwab gut positioniert in der Schaltschrankverdrahtung und kann nicht nur die eigenen Projekte wirtschaftlich abarbeiten, sondern auch attraktive Angebote als externer Dienstleister abgeben. Eine wichtige Basis dafür ist die durchgängige Nutzung der EPLAN Plattform mit den Modulen Wiring und EPLAN Pro Panel, deren Verbindung mit dem Warenwirtschaftssystem und – ganz wichtig – mit den automatisierten Anlagen der Kabelkonfektionierung. Die Vorteile dieses durchgängigen Arbeitens auf EPLAN Datenbasis lassen sich aus Sicht der Verantwortlichen klar quantifizieren. Reiko Schmecht: „Einsparungen von 50 bis 60% beim Verdrahtungsaufwand sind realistisch – unter Berücksichtigung der bereits erfolgten Konfektionierung sogar bis zu 80%“ Die Kunden müssten allerdings dazu bereit sein, die entsprechenden Daten preiszugeben: „Da gibt es noch Vorbehalte. Aber viele Unternehmen aus unserem Kundenkreis planen den Einsatz von EPLAN und insbesondere Pro Panel. Wir unterstützten sie gern dabei, denn das Rationalisierungspotenzial, das sie sich dadurch erschließen können, ist groß.“